Was ist wenn ein indischer Mitarbeiter langfristig ausfällt oder krank wird?

Was ist wenn ein indischer Mitarbeiter langfristig ausfällt oder krank wird?

Auch indische Mitarbeiter können aus unterschiedlichen Gründen ausfallen. Im Beitrag mehr Information und wie man damit umgehen kann.

Krankheitstage in Indien versus Deutschland: wer zahlt?

Wenn ein Angestellter in Deutschland krank wird, dann muss der Arbeitgeber bis zu 6 Wochen lang das Gehalt in voller Höhe weiterzahlen.

Bei kleineren Firmen (weniger als 30 Personen) gibt es ein vereinfachtes Gesetz, wo man in eine Entgeltfortzahlungsversicherung einzahlt. Die Versicherung übernimmt das Gehalt bereits ab einem Tag Krankheit in einer Höhe von maximal 80 Prozent.

Besonders für kleine Unternehmen ist das eine gute Regelung, da diese finanziell nicht so gut aufgestellt sind wie Grossunternehmen.

Mit der Versicherung kann man also sein Risiko verringern.

Nach 6 Wochen übernimmt dann die Krankenversicherung das Gehalt, insoweit der Angestellte noch nicht Arbeiten kann.

In Indien sehen die Regelungen anders aus.

Hier schreibt das Gesetz 12 bezahlte Krankheitstage vor. Dass heisst der Arbeitgeber muss 12 Krankheitstage bezahlen. Darüber hinaus gibt es sogenannte LOP (Loss Of Pay) oder auf Deutsch Zahlungsausfall.

Die meisten Arbeitgeber sind jedoch sehr kulant gegenüber ihren indischen Mitarbeitern und geben die Möglichkeit die bezahlten Urlaube (12 Tage) und die Casual Leaves (12 Tage) anzurechnen. So hat der Arbeitnehmer mehr als einen Monat bezahlten Krankenstand.

Sollte das finanziell nicht stemmbar sein, dann kann man auch nur die 12 Krankentage bezahlen und den Rest als LOP anbieten.

Die Arten der Urlaubstage in der Übersicht:

Was ist wenn der Arbeitnehmer länger fehlt?

Es entstehen mehrere Probleme bei langfristigem Arbeitsausfall. Eines davon ist, dass IT Projekte, welche von dem Entwickler begleitet werden ins stocken geraten.

Das ist eine grosse Herausforderung. Besonders bei kleineren Teams bei denen es keine Ausweichmöglichkeiten gibt.

Oft werden die Aufgaben dann nicht weiter bearbeitet. Welches zu Umsatzausfällen führt und manchmal auch das Projekt komplett gefährdet.

In diesen Fällen, zum Beispiel Ausfall von mehr als einem Monat, sollte man dem indischen Mitarbeiter anbieten, dass er/ sie sich eine Auszeit nimmt, zum Beispiel für zwei bis drei Monate. Optional kann man anbieten, dass der Webentwickler dann wieder zurück in das Team kommen kann. Falls man sich nicht sicher ist, ob es in drei Monaten weitere Aufgaben für den Programmierer gibt, dann kann man auch mitteilen, dass zu diesem Zeitpunkt dann eine Evaluation stattfinden wird, ob man weitere Aufgaben hat oder nicht.

Wie oft kommt ein Ausfall vor?

Unserer Erfahrung nach fällt jeder zehnte indischen Mitarbeiter im ersten Jahr längerfristig aus. Auch weil viele mit den neuen Arbeitsstrukturen noch nicht ganz klar kommen.

Die meisten Fallen jedoch höchstens ein bis zwei Wochen aus. Wie bereits erwähnt eher bei jeder Zehnten Einstellung. Bei den anderen sind die Krankheitstage eher bei wenigen Tagen.

Gibt es eine Krankschreibung vom Arzt?

Ja, es gibt die Möglichkeit, die Krankheitstage in Indien von einem Arzt bestätigt zu bekommen. Es ist eine Notiz vom Arzt mit der Unterschrift und dem Stempel.

Wie ist der Mitarbeiter in dieser Zeit finanziell abgesichert?

Viele, nicht alle, haben eine Krankenversicherung, die zumindest die Kosten für einen Krankenhausaufenthalt übernehmen.

Die Gehälter werden tatsächlich nur vom Arbeitgeber weitergezahlt. Wenn diese Ausfallen, nutzt man Angespartes oder bekommt Unterstützung von der Familie (Eltern, Geschwister, erweiterte Verwandtschaft).

Aus diesem praktischen Grund sind Familiäre Bindungen in Indien auch stärker. Denn man verlässt sich aufeinander in Krankheitsfällen und anderen Fällen.

Arbeitgeber wissen dass und versuchen die indischen Mitarbeiter so gut wie möglich zu unterstützen. Insofern es möglich ist. Denn der Angestellte wird ungern bei der Familie anfragen (um einen Gesichtsverlust zu vermeiden).

Was sind Casual Leave?

Wenn das Kind krank wird oder die Eltern, dann kann man die sogenannten Casual Leave in Anspruch nehmen. D.h. für Notfälle, die sich meistens um die Familie drehen, und an denen man teilnehmen oder helfen muss. Bis zu 12 dieser bezahlten Casual Leaves gibt es.

In Deutschland kann man meistens unbezahlten Urlaub für solche Tage nehmen. In Indien sollte man diese 12 bezahlten Casual Leave jedoch gewähren, da es ein Standard ist.

Was wenn der Mitarbeiter komplett ausfällt?

In diesem Fall ist es tatsächlich der beste Weg, nach einem neuen Mitarbeiter zu suchen, der als Ersatz dienen kann.

Was sind andere typische Gründe warum ein Angestellter fehlt?

Hier noch ein paar andere Gründe aus welchen Casual Leave, oder kurzfristig frei genommen wird:

  • Familienmitglied verstorben: Der Entwickler muss an der Beerdigung teilnehmen.
  • Verwandte im Krankenhaus: In Indien ist es fast schon Pflicht Verwandte im Krankenhaus zu besuchen. Besonders wenn es sich um schwere Fälle handelt. Wichtige Familiengrade sind hier Onkel, Tante, Geschwister, Eltern, Schwiegervater, Schwiegermutter, und ähnliche.
  • Kind oder Frau/ Mann erkrankt
  • Wichtige Hochzeiten: zum Beispiel vom Cousin

Es gibt sicherlich noch ein paar mehr Gründe. Aber das sind die wichtigsten.

Was gibt es noch zu beachten?

Es ist immer gut den Programmierer so gut wie möglich bei Krankheitsfällen zu unterstützen. Der indische Mitarbeiter wird es später mit mehr Loyalität und Vertrauen belohnen. Denn er/ sie weiss, dass er sich auf den Arbeitgeber verlassen kann.

Fazit

Bei jedem zehnten Angestellten kann man davon ausgehen, dass dieser im ersten Jahr längerfristig ausfällt (mehr als eine Woche). Das liegt auch an der unterschiedlichen Arbeitsmethode, die man beim neuen Arbeitgeber hat. Nicht alle kommen damit sofort klar. Eventuell hat man in seiner früheren Stelle anders gearbeitet.

Man sollte nicht bei jedem Arbeitsausfall vom schlimmsten ausgehen. Nur in den wenigsten Fällen werden diese Krankheitstage ausgenutzt. Meistens  handelt es sich tatsächlich um einen Notfall.

Problematisch wird es natürlich, zum Beispiel bei Alkoholmissbrauch und ähnlichem. Hierauf möchten wir in diesem Beitrag jedoch nicht eingehen.

Was sind Ihre Erfahrungen?

Bilder: Canva

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